Die Milzfunktion in der Chinesischen Medizin

 

Die chinesische Medizin ist ein in sich zusammenhängendes und unabhängiges System des Denkens und der Praxis! Wir können es nur bedingt mit einigen schulmedizinischen Betrachtungen vergleichen!

In der TCM schreibt man der Milz folgende Funktionen zu:

1.) „Die Milz regiert Umwandlung und Transport“

  • Nach dem Verständniss der TCM ist die Milz das primäre Verdauungsorgan, weil sie den Nahrungsmitteln und Getränken die reinen Nähressenzen (Gu Qi) entzieht und sie aufwärts transportiert zur Lunge, wo sie durch die Berührung mit der „klaren“ Luft (Da Qi) transformiert werden.
  • Die Milz sorgt bei guter Ernährung dafür, dass genügend Qi und Xue (Blut) für die Grundlagen der nachgeburtlichen Essenz vorhanden ist.
  • Sie klärt, scheidet aus (Verschlackung ist die Folge einer schwachen Milz) und sie bewegt das Qi aufwärts.
  • Wenn sie optimal arbeitet, sind Qi und Blut reichlich vorhanden, fließen gut und der Patient hat eine gesunde und starke Verdauungskraft (also auch einen guten Stoffwechsel).
    • Ist die Milz geschwächt, kann sie nicht mehr ausreichend Verdauungssäfte produzieren.
      • das heißt sie ist in Verbindung mit dem Magen u.a. auch für unseren Flüssigkeitshaushalt zuständig
    • Die Milz ernährt auch die Muskeln und das Bindegewebe.
      • Muskelschwäche, Müdigkeit oder Organsenkung können eine Milzschwäche anzeigen.
  • Bei Disharmonie
    • herrscht Qi – Mangel
      • und wenn der Verdauungstrakt des Pateinten betroffen ist, weil dies seine Schwachstelle ist, kommt es zu Spannungen und Schmerzen im Bauch, Durchfall, Appetitlosigkeit (Anorexie) und Müdigkeit.
    • Auch werden die Flüssigkeiten nicht mehr richtig umgewandelt und transportiert, weshalb sie sich in Form von Nässe und Schleim sammeln.
      • Bei Störungen kommt es zu Schleimbildung, wässrigen Ödemen oder Zysten.
    • Durch (Leber) Qi-Stau (Leber / Stress) können sich dann auch über die Zeit Zysten bis hin zu Tumoren entwickeln.

 

2.) „Die Milz leitet das Blut“

  • Auch nach Auffassung der chinesischen Medizin hat also die Milz einen starken Bezug zum Blut.
    • Sie ist nicht nur an der Blutbildung beteiligt,
    • sondern sie hält es auch in seinen Bahnen.
  • Bei Milzschwäche
    • kann es heraustreten und sich „ungezügelt“ bewegen, das zeigt sich in Form von Nasenbluten, Blut im Stuhl, Hämaturie, es kann zu Blutungen unter der Haut kommen (Petechien), evtl. zu starken Monatsblutungen und Gebärmutterblutungen.

 

3.) „Die Milz beherrscht die Muskeln“

  • Die Milz ist nicht nur Quelle von Qi und Blut, sie befördert diese Substanzen auch in die Muskeln und verleiht damit den Extremitäten ihre Kraft.
    • Daher können Tonus und Stärke oder Schwäche
    • sowie Atrophie der Muskeln auf die Milzbeschaffenheit hinweisen.

 

4.) „Die Milz öffnet sich in den Mund, und ihr Glanz manifestiert sich in den Lippen“

  • Die Öffnung für das Magen/Milz-System ist der Mund, die Geschmacksrichtung ist süß.
    • Der Süße Geschmack regt die Milz-Energie an, hat eine starke, aufbauende und nährende Wirkung auf den Organismus und macht uns gelassen und zufriedener.
      • Unsere geliebte Schokolade oder andere Süßigkeiten haben also doch ihren Sinn, jedoch nicht im Übermaß!
    • Über den Mund – durch gesunde Nahrung oder positive Sprache – können wir unseren Körper und vor allem Magen und Milz wunderbar unterstützen!
  • Wenn die Milz schwach ist,
    • verblassen nicht nur die Geschmacksempfindungen sondern auch die Lippen,
    • während eine harmonische Milz die Geschmacksqualitäten deutlich hervortreten lässt.
    • Milzschwäche drückt sich außerdem in trockenen Lippen, fehlendem Appetit und klebrigem Geschmack im Mund aus.

 

5.) „Residenz des Denkens“

  • Die Milz wandelt nicht nur materielle Substanzen, sondern auch immaterielle Einflüsse, welche in großer Flut auf uns einstürmen.
    • Das zentrale Thema von Magen und Milz ist die Verdauung.
    • Dabei geht es nicht allein um die Verdauung unserer Nahrung, sondern auch die psychische, emotionale „Verdauung“ der Vielzahl unserer alltäglichen Gedanken und Eindrücke spielt in diesem System eine große Rolle.
    • Der Prozess des Denkens und Abwägens, der Intellekt, ist der Milz eigen.
    • Übermäßige Sorgen, Grübeln und Kreisen der Gedanken überfordern die Milz, wir fühlen uns müde und schlapp.
    • Unzufriedenheit, negative Gedanken, Jammern und vor allem Gier sind die Hauptgründe für Magen/Milz Störungen.
  • Sie prägt kognitive Fähigkeiten, Denken, Lernen, Erinnern und geistige Konzentration.
    • Schwierigkeiten in Konzentration und Merkfähigkeit weisen auf Disharmonien im Milz-Pankreas/Magen Meridian hin.
  • Besonders fürsorgliche Menschen, die sich viel um Andere kümmern und dabei die eigenen Bedürfnisse übersehen, zeigen häufig ein Ungleichgewicht der Magen/Milz Energie.
    • Es kommt dabei zu einer inneren Leere, die oft durch übermäßiges Essen kompensiert wird.
    • Durch bewusste, positive Gedanken, Vertrauen, Dankbarkeit und Zufriedenheit stärken wir gezielt Magen und Milz.

 

6.) Unter den Emotionen wird der Milz das Grübeln zugeordnet;

  • so schwächt ein Übermass an Denken und Sorgen die Milz.
  • In ihrer Harmonie verleiht die Milz den Emotionen Ausgeglichenheit, Frieden; sie erdet uns und glättet die Wogen.
    • Sind Magen und Milz gesund und in Harmonie, „stehen wir mit beiden Beinen im Leben“, wir strahlen Gleichmut und Zufriedenheit aus und sind bei uns selbst zuhause.
    • Wenn dieses System geschwächt ist, können wir uns unsicher und heimatlos fühlen und brauchen Unterstützung von außen.
  • Starkes Verlangen nach Süßem weist oft auf Disharmonie im Milz-Funktionskreis hin.

 

Ein kleiner Abstecher in die Anthroposophie (nur damit ihr seht, das die Milz nicht nur in der TCM ganz andere Funktionen hat, als in der Schulmedizin und das viele klassische Methoden gar nicht soweit auseinanderliegen)!

  • Die Milz ist nach anthroposophischem Verständniss ganz eng mit dem Pankreas verbunden.
    • Insbesondere der Pankreasschwanz, mit dem mehr inkretorischen Teil als „Sinnespol“, hat direkten Kontakt außer zur Milz zur linken Nebenniere und Niere.
  • Diesen Organen werden Funktionen der Ich-Organisation des Menschen und der Sinneswahrnehmung zugeordnet.
  • Nach dieser Denkweise stellen die Organe Leber, Lunge, Niere und Herz die körperlichen Lebenszentren des Ätherleibes dar.
    • Durch ihre Arbeit und Vermittlung kann im Körper Eiweiß gebildet werden.
    • Allerdings steht im Hintergrund dieser Bildung die Milz, weil sie die mesenchymalen Flüssigkeitsräume des Interstitiums durchwirkt.
  • Auch nach dieser Lehre ist also die Milz die fünfte regulierende und ausgleichende Kraft, welcher der Schwefel an die Seite gestellt wird.
    • Das betont noch einmal zusätzlich die Bedeutung der Wärme für dieses Organ.
  • Man sieht die Milz als eine Art Mutter für die anderen Körperorgane an (dies ist ja in der TCM genauso!!!)
  • Die Milz ist – natürlich aufgrund ihrer vielfachen Verbindung und Wechselbeziehungen zu den anderen Organen und Fließsystemen – der „Prüfstein“ für das Erkennen und Überwinden fremder Einflüsse aus dem Stoffwechsel und der Sinneswahrnehmung.
  • Milz und Leber stehen ebenfalls in engem Kontakt, weil die Leber die Eiweiße aus Fragmenten aufbaut, aber ihren Zustrom aus der Milz erfährt, während die blutabbauende Tätigkeit der Milz in der Leber zu Ende geführt wird mit der Gallebildung und -ausscheidung.

 

Auch in der Homoösinatrie….. gibt es Übereinstimmungen:

  • Wenn man die Erkenntnisse der Forschungen über die Grundregulation nach Pischinger speziell durch Prof. Hartmut Heine mit in die Betrachtungen über die Milz mit einbezieht, stellt man große Übereinstimmung in der Bewertung von Funktion und Bedeutung dieses Organs fest.
  • Heine: „Das System der Grundregulation stellt die wissenschaftliche Basis der biologischen Medizin (Ganzheitsmedizin) dar.
  • Der Begriff Ganzheit liegt im kleinsten funktionellen Nenner des Organismus, auf den alles bezogen werden kann:
    • der Trias Endstrombahn (Kapillaren,
    • Lymphgefäße),
    • Molekularsieb der ECM (extrazellulären Matrix Anm. Autor)
    • und nachgeschaltete Zellen.
  • Über die Endstrombahn sind die endokrinen Drüsen, über die blind in der ECM endigenden vegetativen Nervenfasern das zentrale Nervensystem zugeschaltet. Beide Systeme sind im ZNS miteinander verschaltet. Auf diese Weise ist die Einheit von Körper, Geist und Seele gegeben“.
  • Da die Milz in den Blutkreislauf eingebunden ist, bekommt sie aus allen Körperbereichen Informationen und kann entsprechend über die „Säfte“ Einfluss nehmen.
  • Daher lassen sich auch Erkrankungen des „Gemüts“ wie Groll, Ärger, Unzufriedenheit aber auch hormonelle Dysbalancen, wie z.B. in den Wechseljahren, über die Therapie der Milz behandeln.

Der Magen:

  • befördert die Nahrungsmittel nach unten.
  • Um die Nahrung zu transportieren braucht er Flüssigkeit.
    • Trockenheit, z.B. durch ein Übermaß an Aufregung oder zu scharfe Nahrungsmittel, bringt „Magenhitze“.
    • Diese kann sich durch Sodbrennen, Gastritis, Herpes, Zahnfleisch- oder auch Augenlidentzündung sichtbar machen.
  • Fehlt die fördernde Kraft des Magens kommt es zu Völlegefühl, Schluckauf, Erbrechen, Verstopfung, Blähungen und Lebensmittelallergien.

 

Wie können wir den Magen/Milz Funktionskreis unterstützen?

  • Entspannung, regelmäßige Meditation, Yoga oder Magen/Milz Qi Gong lassen unsere Gedanken zur Ruhe kommen.
  • Während Nahrungsmittel wie Milch (schleimbildend), Kaffee, Alkohol, Gebratenes und zu viel Süßes Magen und Milz belasten, helfen entspannte und ruhige Mahlzeiten, der Verzehr von leichter, gedünsteter Kost und wenig Rohkost.
  • Gut ist es, nach 18.00 Uhr nicht mehr zu essen und während der Mahlzeiten wenig oder keine Flüssigkeit zu sich zu nehmen.