Pao Zhi

Die Kunst der Aufbereitung chinesischer Arzneimittel

Pao Zhi ist eine Besonderheit der Chinesischen Pharmakologie, hiermit bezeichnet man die Zubereitung und Weiterverarbeitung von Heilkräutern und anderen Rezepturbestandteilen. Ziel ist es die Arznei zu modifizieren.

Die Pao Zhi – Verfahren beeinflussen pharmakologische Eigenschaften, die Funktionskreizugehörigkeit und den Geschmack und verändern, bzw. spezifizieren so die therapeutische Wirkung der verarbeiteten Rezepturbestandteile. Durch die spezielle Aufbereitung kann aber auch die Resorption bestimmter Arzneimittel verbessert werden, bzw. bei einigen dieser Arzneimittel auch ihre Toxizität verringert werden. Das heißt die Zubereitung von Kräutern dient dazu, die Thermik, den Geschmack, die Wirkung und vor allem die Wirkrichtung des Krautes zu ändern. 

Diese Wissenschaft ist ebenso alt wie die TCM und wurde über Generation von Meistern zu Schülern weitergereicht. Ein Teil dieses Wissens wurde in die 
 Diätetik integriert, wie zum Beispiel: geröstete Hirse kann die Milz besser stärken, ein Salat Dressing mit Essig regt besser die Zirkulation des Blutes an, Gemüse im eigenen Saft gekocht und sogar etwas kandiert kann das Qi und das Blut tonisieren etc.. Diese Zubereitungen sind der Lehre des Pao Zhi sehr ähnlich.

Das Verfahren kann einfach bis sehr komplex sein und ist einem Gericht aus mehreren Zutaten, Mengenangaben, Gewürzen und Kochdauer sehr ähnlich. Manche Pao Zhi Verfahren bestehen aus mehreren Phasen die genau respektiert werden müssen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. 
Das heißt, das Ganze ist eine sehr komplexe Angelegenheit.  Die Pao Zhi-Verfahren sind in China Staatsgeheimnis und was wir im Westen über Pao Zhi Verfahren wissen, ist das was von der chinesischen Regierung zugelassen wurde. Pao Zhi ist und bleibt bei sehr vielen Zubereitungen noch geheim.

So ermöglichen die Pao Zahi – Verfahren, die Effektivität der Behandlung zu erhöhen und mögliche Nebenwirkungen für den Patienten zu verringern bzw. zu vermeiden. Pao Zhi ist also eine wichtige Maßnahme um die Therapiesicherheit zu erhöhen.


Die gängigsten  Pao Zhi-Verfahren sind:

Chao        = Goldbraun geröstet, trocken angebraten

Cu            = mit Reisessig versetzt, danach bei niedriger Hitze geröstet

Dan         = mit Wasser versetzt, danach bei niedriger Hitze geröstet (andere Bezeichnung: Qing zhi)

Duan       = unter Sauerstoffabschluss stark erhitzt, kalziniert

Jiang        = mit Ingwersaft versetzt, danach bei niedriger Hitze geröstet

Jiao          = stark geröstet, leicht verbrannt

Jiu            = mit Wein versetzt, danach bei niedriger Hitze geröstet

Pao          = bei hoher Temperatur kurz erhitzt

Tan          = abgebrannt bzw. verkohlt

Tang        = Rösten unter Zusatz von Sand, Muscheln oder Talk.

Yan          = Mit Salz versetzt, danach bei niedriger Hitze geröstet

Nehmen wir als Beispiel mal etwas Einfaches wie das Anrösten (Tang) einer Arznei. Dieses Verfahren ist nicht so leicht durchzuführen, denn die Arznei kann auf sehr unterschiedliche weise geröstet werden, mit und ohne Zutaten. Leicht gelblich geröstet, gelb geröstet, braun geröstet oder sogar schwarz – so lautet die Abstufung. Sicher ist, dass das Kraut dadurch seine kühlende oder kalte Natur verliert und damit die Milz bzw. die Resorption besser unterstützt und sogar homöostatisch wirkt. Das Anrösten kann auch mit Zutaten durchgeführt werden wie:

  • Weizenkleie für die Milz,
  • Salzwasser für die Nieren,
  • Ingwersaft für die Behandlung von Schleim Krankheiten,
  • etc…

In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden 17 gebräuchliche Pao-Zhi-Verfahren angewandt

Aber es gibt auch noch weitere Verfahren, die man noch erwähnen sollte. Dazu gehören die Fermentation (Fa Jiao Fa) und das Keimen (Fa Ya Fa). Durch Gärung entstehen zum Beispiel folgende Präparate wie Semen Sojae praeparatum oder Massa medicata fermentata. Durch das Keimen der Rohstoffe erhält man Fructus Oryzae germinatus, Fructus Hordei germinatus und Semen Sojae germinatum.


Beispiel einer Veränderung durch Pao Zhi-Verfahren an Bai shao (Radix paeonie alba):

Bai shao (Radix paeonia)

Thermik: kühl

Geschmack: sauer, bitter

Organ- und Leitbahnbezug: Leber, Milz

Wirkungen: Blut tonisierend, Jing tonisierend, Qi regulierend und bewegend

 

Das Anbraten in Essig (Cu chao) führt die Wirkung eines Arzneimittels in die Leber-Leitbahn und stärker in die Blut-Ebene. Essig ist sauer und der saure Geschmack geht in der TCM zur Leber.

So tritt die in Reisessig angebratene Paeoniawurzel (Cu bai shao) vor allem in die Leber-Leitbahn ein und wirkt insbesondere auf der Blut-Ebene. Dadurch behandelt sie besonders gut Frauenleiden, wird also häufig in der Gynäkologie eingesetzt. Sie adstringiert stärker die Leber, hat eine stärkere schmerzstillendere Wirkung, wirkt Blut nährend und blutstillend.

Würde man Bai Shao jetzt in Wein (Jiu chao bai shao) anbraten, dann würde man die kalte Thermisch von Bai Shao abmildern und dies würde die Mitte (also Milz und Magen) harmonisieren, deshalb wird dieses Verfahren des öfteren eingesetzt wenn man Bauchschmerzen behandeln möchte. Zum anderen wirkt das Anbraten in Wein stärker blutbelebend.

Ein spannendes Thema, über das man noch viel schreiben könnte….!

 

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